Doch, ich lebe noch

Nach langer Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von mir: unsere Registrierung in Chennai war endlich erfolgreich und zwar schon vor 1,5 Wochen, seitdem hatten wir allerdings nicht viel Internetzeit. Als wir am 23. wieder ins Immigration Office sind, haben sie uns was in den Pass gekrakelt und ein Zertifikat gegeben, mit dem wir jetzt hoffentlich ein Jahr legal hier bleiben dürfen. Am 24. waren wir nach einer weiteren längeren Busfahrt also alle wieder an den Einsatzstellen, was für Ina und mich etwas blöd getimt war, weil ab da 10 Tage Ferien im Heim waren und damit so gut wie keine Kinder oder Staffs in der Nähe. Um unsere Registrierung komplett abzuschließen waren wir dann montags hier im Dorf auf der Polizeistation, wo man uns nach längerem Warten allerdings nach Nagercoil (nächste große Stadt) aufs District Police Office geschickt hat. Dort wiederrum haben sie am Dienstag einen Bestätigungsbrief von der CSI verlangt, dass wir dort offiziell angestellt sind, weshalb wir in einem Monat noch einmal nach Nagercoil zum Registrieren müssen. So ist es in Indien halt… ;)

Auf jeden Fall haben Ina und ich die freie Zeit genutzt um nach Kanyakumari zu fahren. Das ist eine kleine Stadt am Cap Cormorin an der äußersten Spitze Indiens. Das Kaff (anders kann man es nicht nennen) ist für spektakuläre Sonnenauf- und –untergänge bekannt. Außerdem treffen hier Arabisches Meer, Golf von Bengalen und der Indische Ozean zusammen und man kann mehrere Denkmäler, darunter das Gandhi Memorial, betrachten. Aufgrund der hohen Versprechungen in Reiseführern, Internet etc. hatten wir uns natürlich auf etwas Besonderes gefreut, es war allerdings schon dienstags als wir ankamen verdammt windig und bewölkt und man sagte uns, dass es in diesem Monat hier keinen Sonnenuntergang zu sehen gäbe sondern nur in Kerala. Also entschieden wir uns Mittwoch morgens um 5 aufzustehen und zum Strand zu watscheln um zumindest einen Sonnenaufgang mitzubekommen. Das Wetter hatte sich jedoch nicht merklich verändert und zumindest ich habe danach bereut nicht lieber ausgeschlafen zu haben. Nachdem wir schon dienstags eigentlich alles angeschaut und eingekauft hatten und uns das Nest einfach zu touristisch war, sind wir 2km in einen Wasservergnügungspark gelaufen und endlich mal ins Wasser springen zu können – natürlich in Klamotten! Überhaupt ist es sehr interessant, dass man auf der Straße bei den Frauen so gut wie immer den Bauch aus dem Sari hängen sieht, im Schwimmbad aber sogar mit Schal geschwommen wird. Im Wellenbecken ging es sogar so weit, dass Männer und Frauen durch ein Seil getrennt waren und die 10 Bademeister sofort gepfiffen haben, wenn man zu nahe dran kam. Trotzdem war es schön bei der Hitze mal komplett nass zu sein und wir haben uns eine schöne Bräune eingefangen, die die Mädels hier im Heim, die ja auf bleich stehen, gar nicht begeistert hat. Auf jeden Fall war es gut, mal alleine unterwegs zu sein, auch wenn die Unterkunft in Kanyakumari für uns organisiert wurde. Überhaupt machen sich hier alle sehr viele Gedanken, dass sich immer jemand darum kümmert, dass wir heil an- und unterkommen ; das kann schon etwas anstrengend sein. Immerhin haben wir uns von Chennai aus auch mehr oder weniger alleine durchgeschlagen. Ich hoffe das legt sich noch etwas.
Letztes Wochenende sind wir dann nach Trivandrum gefahren, um Alana und Franzi in ihrem Heim zu besuchen. Eigentlich wollten wir mit denen Sonntags nach Kovallam an den scheinbar paradiesischen Strand, wegen Dauerregen waren wir dann aber doch nur Pizzaessen und Klopapier kaufen (das hier übrigens nur selten zu finden ist und zwischen 40 und 90ct pro Rolle kostet). Hier ist nun mal Monsun, das heißt es regnet eigentlich fast jeden Tag für mind. 1h; neulich waren es auch mal 6h, was unseren Hof in einen See verwandelt hat – am nächsten Tag war es allerdings wieder knochentrocken.

Seit Montag sind die Kinder wieder im Heim und wir haben endlich mal einen kleinen Überblick über den Tagesablauf bekommen, der allerdings ziemlich beängstigend ist. Sobald wir uns da ein bisschen reingefunden haben, werde ich mal einen Eintrag über das Heim und vor allem Kinder und Mitarbeiter schreiben.

Macht’s alle gut, feuchtheiße Grüße aus Indien.