Wir sagen euch an den lieben Advent

Ich kanns immer noch nicht glauben, dass übermorgen schon Dezember ist. Auch der erste Advent wollte gestern noch nicht so ganz in meinen Kopf, auch wenn das Wetter einem stürmischen, regnerischen, und kalten Novembertag in Deutschland gar nicht so unähnlich war. Einmal mehr hat es den ganzen Tag geschifft und vor lauter Feuchtigkeit und Schimmelgeruch hab ich es nichtmal übers Herz gebracht mich ins Bett zu legen sondern hab mir lieber bei den Kindern den kalten Fußboden angetan.
Gestern haben die Jungs uns erzählt, dass wegen Starkregen heute Schulfrei sei, also hab ich mir herausgenommen bis um dreiviertel 9 statt nur um 8 zu schlafen und konnte es dann kaum glauben, als ich aus dem Zimmer kam, die Sonne schien und keine Kinder weit und breit zu sehen waren. Sah nach einem Tag voller frischer Wäsche und lesen auf der Dachterasse aus. Das Hochgefühl hielt aber nur knapp 3 Minuten, bis Maria mir in der Dining Hall entgegen kam und verkündete, dass sowohl Grundschullehrerin als auch Lehrerhelferin heute nicht da seien und Ina und ich den Laden zu schmeißen hätten. Ina lag noch schlafend im Bett, weshalb ich allein in die Grundschule rübergetappert bin, wo schon alle Grundschul-Heimkinder nach Spielen und Wachskreiden schreiend auf uns gewartet haben. Wenig später kamen dann auch noch die Kinder von außerhalb, und ich saß leicht panisch zwischen knapp 15 aufgedrehten 1.-4.-Klässlern. Nachdem ich sie alle ins Klassenzimmer befördert hatte, kam eine Warden und hat Prayer gemacht, dann war ich sozusagen auf mich gestellt. Man sollte ja denken das sei kein Problem, man muss allerdings beachten, dass die Kinder zwischen 6 und 16 Jahren alt sind und dementsprechend gut (bzw. nicht) Englisch sprechen, dazu kommt, dass viele von ihnen weder alleine aufs Klo noch hinsitzen können und dass sie daran gewöhnt sind mit dem Stock getrimmt zu werden. Auch als Ina dann kam, war es also nicht leicht die Meute im Schach zu halten. Wir haben also erstmal Yoga mit ihnen gemacht, wie es jeden Morgen Standard ist. Dann ließen sie sich mit Malen zum Glück recht lange ruhigstellen, auch wenn wir immer vom einem zum nächsten Kind geflitzt sind um Stifte aufzuheben, vorzuzeichnen, Tränen wegzuwischen und "super" zu sagen. Wir hätten gerne wirklich Unterricht gemacht, aber weil die Unterschiede einfach zu groß sind (manche sprechen kein Wort Englisch, andere können nicht schreiben, wieder andere kriegen das alles schon gut hin und langweilen sich) lies sich das irgendwie schwer realisieren. Auch Lernspiele mit Bewegungen sind nicht wirklich möglich, weil manche Kinder normal rumflitzen und andere kaum auf Ansprechen reagieren.
Am Ende haben wir sie bis um kurz vor 1 beschäftigt bekommen, haben dann schnell Mittag gegessen und ich hab noch eine Stunde gewaschen um die Sonne doch etwas auszunutzen; als ich um 2 dann aber wieder rüberflitzen wollte, um bis 4 Lehrerin zu spielen, kam mir aber die "echte" Lehrerin entgegen, was für uns dann doch einen freien Nachmittag bedeutete. Jetzt sind alle Fenster im Zimmer aufgerissen, die Matratze aufgestellt und der Ventilator läuft in der Hoffnung, dass wir so den Mief rausbekommen. Auch wenn das Wetter heute der Adventsstimmung nicht zuträglich ist, bin ich doch froh, dass es zumindest einen Tag lang mal nicht regnet.