Goa (ja endlich...)

Los ging's am 20. Dezember abends. Wir fuhren 2h nach Trivandrum und verbrachten die Nacht bei Alana und Franzi im Heim. Am nächsten Morgen um 10 stiegen wir dann zu viert in den Zug, der uns nach 21h Fahrt in Goa wieder ausspucken sollte. Wir hatten vier Plätze im Schlafwagen gebucht und waren eigentlich ganz zufrieden, mit dem was wir vorfanden, was wohl auch daran lag, dass wir uns mittlerweile an indische Hygiene- und Komfort-Umstände gewöhnt haben – vor ein paar Monaten wären uns wohl die Haare zu Berge gestanden. Unser Abteil hatte zwei einfache, harte Sitzbänke und jeweils unter der Decke nochmal zwei Schlafpritschen. Abends mussten die Rückenlehnen der unteren Bänke nach oben geklappt und mit je zwei Ketten in horizontale Lage gebracht werden, um als weitere Schlafpritschen zu dienen. Den Tag im Zug verbrachten wir mit lesen, reden, Musik hören, aus dem Fenster schauen, essen etc. und entgegen aller Befürchtungen ging er recht schnell vorbei. Gegen 9 versuchten wir es uns auf den harten Liegen so bequem wie möglich zu machen, was nicht ganz so einfach war angesichts der 70cm Breite und ohne Kissen und Decken aber mit den Wertsachen unterm Kopf. Es ließ sich trotzdem ganz gut schlafen und um 7 Uhr am nächsten Tag stiegen wir in Thivim in Nordgoa aus dem Zug. Da Dezember und Januar Spitzensaison ist, konnten wir kein Zimmer im Voraus buchen und waren dementsprechend ein bisschen nervös, wie schwierig sich die Zimmersuche gestalten würde. Als wir jedoch nach weiteren 2h Busfahrt in Arambol, dem verabredeten Ort, ankamen, entdeckten wir, nachdem wir erstmal die Straße mit den Gästehäusern gefunden hatten, ein freies Zimmer nach dem anderen. Wir entschieden uns relativ schnell für zwei saubere Doppelzimmer bei einem netten Vermieter, wo wir sogar die Küche auf dem Stockwerk mitbenutzen konnten. Zum Strand war es ein Spaziergang von 2-3min durch den Garten und ein kleines Palmenfeld und so verbrachten wir einen Großteil der Zeit mit Sonnen, Schwimmen, Einkaufen und anderen entspannten Sachen. Heilig Abend feierten wir in einem Restaurant am Strand mit viel unindischer Pizza und Cocktails und Geschenken und am 25. gabs Brunch mit Schokocroissants, frischen Brötchen, Käse, Butter, Gurken, Rührei, Keksen, Marmelade… sprich einer Auswahl an Essen, die in Tamil Nadu nur in großen Großstädten oder per Paket erhältlich ist. Überhaupt bestand unser Urlaub zu einem großen Teil aus Essen und zwar nicht aus Reis mit Soße sondern aus Nudeln, Pizza, Tibetischem, Chinesischem, Israelischem – zwar nicht alles so gut, wie man es sich wünschen würde, aber doch eine willkommene Abwechslung zum Heimessen in Alencode. Am 27. Dezember trudelten schließlich auch Larissa und die zwei Jungs ein, die Weihnachten bei irgendwelchen Angestellten/Freunden gefeiert hatten. Um mehr Platz zu haben, zogen wir alle in nette, neue Bambushütten im Garten des Vermieters, die zwar alle etwas luftig und nicht schalldicht waren, aber eigene Badnischen hatten. Sylvester war wie auch Weihnachten grundlegend anders als in Deutschland: Fehlende Kälte, keine Familie und noch nicht mal Sekt zum Anstoßen, dafür aber Meeresrauschen, Feuerwerk am Strand und Gespräche mit Leuten aus aller Welt (Neuseeland, Österreich, Australien,…). Überhaupt ist Arambol kein Ort, an dem man sich schnell langweilt, denn auch wenn es tagsüber wie ein ganz normaler Touristenstrand anmutet, wurde bei Sonnenuntergang ein ganz schönes Spektakel geboten: Dann versammelten sich ganze Horden an Langzeiturlaubern, Aussteigern, Alt-Hippies und anderen seltsamen Gestalten um zu Trommelrhythmen zu tanzen, wild herumzuspringen oder beim Säckchen, Stangen und Reifenschwingen in Trance zu versinken. Wer es lieber ruhiger hatte, konnte sich damit beschäftigen Mandalas in den Sand zu malen, sich der Tai-Chi-Gruppe anzuschließen, die sich allabendlich im Watt traf, oder auch einfach 2-3h still zwischen den ganzen neugierigen Touristen zu meditieren. Für uns war das alles auf jeden Fall sehr interessant und amüsant und wir fühlten uns herrlich normal, was in Tamil Nadu, wo man tagtäglich wegen seiner Hautfarbe, Haarfarbe oder Sprache seltsam angeschaut ist, sehr selten passiert. Um den Strandalltag dann doch mal zu unterbrechen, fuhren Larissa, Franzi und ich an einem Tag nach Mapusa, die nächste größere Stadt, wo einmal pro Woche Markt ist. Im Gegensatz zu dem Markt, auf dem Alana und Ina ein paar Tage zuvor gewesen waren, waren die Einkäufer hier zu einem großen Teil einheimisch und somit die Preise auch nicht so hoch. Wir wühlten uns also durch eine bunte Mischung an Bettüchern, Pflanzen, Obst, Gemüse, Fisch, Schmuck, Blumen, Taschen und was das Herz sonst noch begehrt und dank unserer indischen Kleidung und der Geschichte vom Freiwilligendienst, könnten wir doch ein paar Händler beeindrucken, was zur Folge hatte, dass wir abends mit vollen Tüten wieder zurück nach Arambol fuhren. Am 2. Januar reisten Larissa und die Jungs wieder ab, während wir uns erst am 4. auf den Weg nach Madgaon (Zentral-Goa) machten, wo am 5. unser Zug abfahren sollte. Nachdem der leider 13h Verspätung hatte, konnten wir unser Gepäck (das durch die Einkäufe unvorstellbare Ausmaße angenommen hatte) erst am 6. nachts um halb 2 unter die Pritschen schieben und waren dann nach 1 Tag Fahrt und einem weiteren in Trivandrum am 8. Januar wieder zurück in Alencode.