Na endlich...

Jetzt bin ich schon über 10 Tage hier im Elwin Center in Satchiyapuram und fühle mich eigentlich ganz wohl. Ich wurde von Kindern und Angestellten mit offenen Armen empfangen und die Angst, mit den früheren Freiwilligen verglichen zu werden, war unbegründet. Obwohl hier rund 90 Kinder leben, was im Vergleich mit den 26 in Alencode ja eine ganze Menge ist, klappt der Umgang mit ihnen ganz gut, auch wenn es manchmal etwas schwierig ist, wenn alle an meinem Arm hängen wollen oder sie mir irgendwelche Geschichtchen auf Tamil und Gebärdensprache erzählen. Englisch sprechen hier nur ein paar der Angestellten, die Kinder können bestenfalls Tamil, manche können gar nicht sprechen. Da hier auf dem Gelände auch ein Heim und eine Schule für taubstumme Kinder ist, kommt man in den meisten Situationen mit deren Zeichensprache am ehesten ans Ziel. Meine Stelle ist allerdings offiziell nur das Heim und die Schule für geistig behinderte Kinder. Dort helfe ich in verschiedenen Bereichen mit. Morgens um halb 7 fängt der Tag für mich damit an den Mädchen Kokosöl in die Haare zu kneten und Zöpfe zu flechten, um 8 gibt es für mich dann Frühstück, um kurz vor 9 geht’s zum Staffprayer, dann zum Prayer für die Kinder und dann in die Schule. Im Moment bekomme ich jeden Morgen noch eine kurze Einführung zum Schulleiter über die Schule, geistige Behinderung, Lehr- und Einstufungsmethoden etc. und schaue mir dann jeden Tag eine andere Klasse an. Wenn ich dann alle zehn Klassen besucht habe, kann ich mir nach Absprache mit dem Schulleiter mehr oder weniger aussuchen, was ich mache, ob ich mir beispielsweise ein paar Kinder herauspicke und mit denen Extraunterricht mache, male, bastle, singe oder spiele oder mir Klassen aussuche, in denen ich sozusagen Lehrerassistentin spiele. Die ersten sieben Klassen habe jetzt schon gesehen und jeden Tag wird es schwerer selbst etwas zu tun, weil man immer mehr aufs Tamil sprechen und schreiben angewiesen ist. In Klasse 1-3 konnte ich noch recht gut mit einzelnen Kindern Gemüsenamen oder Zahlen üben, da kann mein Tamil noch mithalten, aber sobald es an komplexere Erklärungen oder ans Schreiben geht, bin ich aufgeschmissen. Vermutlich werde ich meine Vormittage als bald in den unteren Klassen verbringen. Nach dem Mittagessen um 1 habe ich 3h zur freien Verfügung bis die Kinder aus der Schule kommen, dann sitze ich meistens mit den anderen Angestellten beim Tee zusammen oder beschäftige mich so ein bisschen mit ein paar Kindern bis um halb 6 gemeinsame Spielzeit ist, und die Kinder mich über den Sandplatz jagen etc. Tagesabschluss bilden der Prayer der Kinder um halb 7, dann der der Angestellten um 8 und dann bekomme ich Abendessen. Hier ist also alles sehr geregelt und ich habe eigentlich immer die Chance mich irgendwo einzubringen. Allerdings sind jetzt gerade noch knapp 2 Wochen Schule bis die Sommerferien anfangen (ich weiß, in Deutschland im Moment eine etwas bizarre Vorstellung, aber wir erreichen hier langsam aber sicher den Hochsommer und haben selten unter 35°C) und alle Kinder nach Hause gehen. Ab dann habe ich 1,5 Monate Urlaub, den ich momentan fleißig plane.

Ein paar Worte noch zu meiner Unterkunft: Nachdem ihr vom Zimmer in Alencode noch keine Fotos gesehen habt (nicht ganz meine Schuld – ich hatte welche hochgeladen, aber scheinbar hat es sie nicht gespeichert bzw. zwischendrin abgebrochen), stell ich jetzt noch gleich welche von meiner Hütte hier dazu. Ich habe ein kleines Cottage für mich, das aus einem Hauptraum mit Bett(en), Tisch und Wandschrank, einem Nebenzimmer mit Bücherschrank, einem kleinen „Bad“ und vorne und hinten einer Veranda besteht. Ich habe also relativ viel Platz für mich und da das Häuschen ein Stückchen vom Heim entfernt auf dem riesigen Gelände liegt, ist es auch recht ruhig.

Zu Satchiyapuram oder Sivakasi kann ich noch nicht viel sagen, da ich bis jetzt das Center kaum verlassen habe, es scheint aber doch größer als ich es erwartet hatte und ich werde mich wohl recht problemlos mit dem nötigsten Eindecken können.

Ich hoffe das stellt euch alles zufrieden. Bilder von Kindern, Heim und Schule kommen, sobald ich mich mit der Kamera zwischen die ganzen fuchtelnden und grabschenden Hände traue. ;)